Wein im Herbst genießen
« September und Oktober stehen ganz im Zeichen des Weines »
Wenn der Sommer sich zu Ende neigt, könnte man fast wehmütig werden, dass die schöne warme Zeit mit langen Tagen und milden Abenden vorüber ist. Vorbei ist das bis lange in die Nacht Draußen sitzen! Aber bevor der Winter kommt, gibt es noch ein Highlight im Herbst: Die Weinlese mit ihren wundervollen Weinfesten und damit den Beginn der Weinsaison. Wir haben uns aufgemacht, mehr über den Wein im Herbst und seine optimalen Begleiter zu erfahren!
Schulfrei für die Weinlese im Herbst
Früher freuten sich alle Schulkinder auf die körperlich anstrengende Weinlese, weil es zum Herbsten, wie man die Weintraubenernte auch nennt, im eigenen Weinberg schulfrei gab. Hochwertige Tropfen werden auch heute noch von Hand geherbstet. Dabei zieht die gesamte Winzerfamilie zusammen mit vielen angeheuerten Helfern zum Weintrauben schneiden in die Weinberge. Es waren zum Herbsten so viele Leute erforderlich, da die Ernte der Weintrauben schnell gehen muss. Diese müssen bei der Lese immer trocken sein, um Fäulnis oder vorzeitige Gärung zu vermeiden. Auch heute gibt es in vielen Weinorten noch schulfrei am Tag vor dem Weinfest.
Jede Rebsorte hat ihren optimalen Zeitpunkt für die Ernte
In warmen Jahren und in den von der Sonne verwöhnten Gegenden Deutschlands beginnt die Weinlese der frühen Sorten bereits Mitte August und man sieht in den Weinbergen die ersten Butten- oder Hottenträger beim Weintrauben schneiden. Dies ist aber nur der Anfang, denn die Weintraubenernte zieht sich bis zu den ersten Frösten, zur Lese der Eisweine, hin. Weinberge müssen bei der Ernte für Eiswein -7 °C oder weniger aufweisen.
Die Weinsaison 2018 begann früh
Seit Beginn der Wetteraufzeichnung gab es keinen heißeren und trockeneren Sommer als jenen 2018. Was den Bauern zu schaffen machte, bescherte den Winzern die früheste Weinernte überhaupt. Laut Deutschem Weininstitut startete bereits am 6. August ein Winzer in Lörzweiler in der Pfalz mit dem Weintrauben schneiden. Auch in Baden werden Anfang August die Sorten Regent, Solaris und einige Müller-Thurgau Reben der neuen Weinsaison geerntet. Schon wenige Tage danach kann man den ersten Federweißen genießen. Für die Weinsaison 2018 hoffen die Winzer auf einen Spitzenjahrgang, da das Wetter optimal gewesen sei. Besorgt allerdings sind die Winzer in der Weinsaison 2018, was den Alkoholgehalt ihrer Erzeugnisse angeht. Viel Sonne heißt viele Öchsle, also viel Zucker in den Weintrauben und der wird bei der Gärung in Alkohol umgewandelt. Schwere Weine, wie aus dem Süden Europas wären die Folge. Trotzdem geht man beim Deutschen Weininstitut davon aus, dass das Jahr 2018 als Ausnahmejahr in die Weingeschichte eingeht.
Wein und seine Mythen
Es ist Zeit mit Mythen, die den Genuss beim Wein trinken verkomplizieren, aufzuräumen. Hier wurde bisher viel Brimborium um ein wundervolles Getränk gemacht, das einfach nur gut schmecken soll. Es gibt eine einzige Regel: Was schmeckt, ist erlaubt.
Der Mythos von der Farbe
Es ist lange überholtzu sagen: Rotwein trinke man zu kräftigen Speisen wie Steak, Wild und Käse und Weißwein zu sanften Gerichten wie Fisch, Meeresfrüchten und weißem Fleisch. Es gibt elegant, leichte Rotweine, die zarte Speisen unterstreichen und es gibt aussagekräftige, volumenreiche und vollmundige Weißweine, die selbst einem Rinderbraten viel bieten können. Gute Beispiele sind der Castelfelder Gewürztraminer oder ein Weißburgunder Barrique, nur um zwei kräftige Weißweine zu nennen.
Der Mythos von der Zimmertemperatur bei Rotwein
Diese Aussage stammt aus einer Zeit, als man noch in ungeheizten Räumen speiste. Damals stimmte diese Regel. Heute haben unsere Räume meist 21 °C und mehr, also viel zu viel für einen Wein. Die optimale Temperatur, bei der man einen Roten trinken sollte, liegt zwischen 12 °C für sehr fruchtige, junge Sorten wie den Primeur und 18 °C für schwere, kraftvolle Rotweine.
Der Mythos vom Dekantieren alter Weine in eine Wein-Karaffe
Bei modern ausgebauten, volumigen Weinen ist es richtig, dass sie atmen sollten, aber alte Weine könnten in der Karaffe altern und in Minuten zusammenbrechen. Bordeaux und Burgunder oder die kräftigen, machtvollen Spanier profitieren meist vom Sauerstoff, wenn sie in Karaffen dekantiert werden, aber sicher ist sicher: Ein Probeschluck gibt Auskunft, ist er schnell präsent, kommt die Karaffe nicht zum Einsatz.
Der Mythos vom Rotwein zum Käse
Besonders die deftigen, fetten Rohmilchkäse lassen von den feinen Nuancen eines großartigen Rotweines nichts übrig, Sie erschlagen ihn einfach. Anders sieht es mit den spritzigen, säurebetonten Weißweinen oder jungen Roten aus. Richtig genussvoll wird es, wenn man Käse mit einem Süßwein, einer Beerenauslese oder einem Eiswein serviert. Diese kräftigen Partner gehen eine Symbiose ein, die unschlagbar ist. Aber: Ein cremiger Bleue mit einem schweren Roten sind eine Offenbarung.
Der Mythos von Weißwein, der jung getrunken werden muss
Bereits zum Weinfest im Oktober fragen die ersten Liebhaber nach dem Weißen des aktuellen Jahres, weil diese noch immer glauben, die Jugendlichkeit eines Weißweines sei eine Garantie für dessen Güte. Sie vergessen, dass ein Silvaner oder Riesling guter Lage erst nach fünf Jahren wirklich trinkreif wird.
Event im Herbst – die Weinprobe mit Gästen
Eine Weinprobe mit Freunden ist eine wunderbare Gelegenheit, einen ansprechenden, genussreichen Abend mit guten Tropfen zu verbringen. Damit Ihre Weinprobe im Herbst zu einem vollen Erfolg wird, der Ihren Gästen noch lange positiv in Erinnerung bleibt, haben wir die wichtigsten Dinge zusammengefasst.
Nicht zu viele Sorten
Für eine Weinprobe daheim genügen 6 bis 8 Weine vollkommen. Besonders schön ist es, wenn Sie diese aus einer Anbauregion wählen und den Abend unter dieses Motto stellen, wie etwa: „Große Burgunder“ oder „Württemberger Gewächse“. Hier bestimmt alleine Ihre Vorliebe.
Nicht nur Käse passt zum Wein
Nach den ausgewählten Weinen richten sich auch die Speisen des Abends. Am Besten halten Sie es wie die Profis und bleiben regional. Wo es Weinanbau gibt, findet man auch andere Spezialitäten. Eine Käseplatte mit einer Auswahl regionaler Sorten lässt sich sehr dekorativ mit Weintrauben auf einem großen Schneidebrett arrangieren. Immer dabei sollte ein Käsemesser sein, an dessen durchbrochener Klinge nichts haften bleibt.
Auf der Käseplatte wird der Käse wie bei einer Uhr von mild nach würzig sortiert. Dies schafft Orientierung und erleichtert die Auswahl. Schneidebretter bieten sich geradezu an, darauf regionale Wurst- und Schinkenspezialitäten mundgerecht portioniert und dekorativ anzurichten. In Spanien entwickelten sich daraus übrigens die Tapas, von denen man sich gut inspirieren lassen kann. Es müssen nicht immer Oliven, die übrigens hervorragend zu Wein passen, oder Datteln mit Speck sein. Auch Kanapees mit Käse und Weintrauben, ein angemachter Spundekäs oder Schinkenröllchen lassen sich, angelehnt an die Idee der Tapas gut vorbereiten und begleiten Weißwein wie Rotwein ganz nach Gusto.
Weinzubehör, das vorhanden sein sollte
Neben all den guten Dingen, mit denen Sie Ihre Gäste verwöhnen, sollten Sie unbedingt an eine ausreichende Anzahl entsprechender Gläser, Schneidebretter und Messer denken. Ein Flaschenöffner sowie ein Korkenzieher, der den Korken nicht zerbröselt, dürfen ebenfalls nicht fehlen. An Weinzubehör sind eine Wein-Karaffe, einige Drop-Stop-Ausgießer sowie eine Weinpumpe mit mehreren Stopfen sinnvoll. So vorbereitet wird Ihre private Weinprobe Ihren Gästen und Ihnen sicher nicht nur im Herbst viel Vergnügen bereiten und nach baldiger Wiederholung rufen.